Lautes stöhnen
drang zu ihnen in den Container, als die knapp 50 Untoten an ihnen
vorbei zogen. Immer wieder liefen sie seitlich an den LKW. Erst als
kein Geräusch mehr zu ihnen drang, erlaubten sie sich wieder normal
zu atmen.
Der fremde Mann trat
an die Tür und schob sie wieder auf damit Licht eindringen konnte.
Vorsichtig spähte er die Lage aus und als er sie für gut genug
befand, stieß er die Tür so weit auf, dass sie an die Außenseite
des LKW klatschte. Die Gruppe schaute sich um und fand neben
zwei Kanistern mit Benzin auch einen bunten Haufen an
Nahrungsmitteltüten. Robert wollte dem Fremden gerade für ihre
Rettung danken, als er die Schrottflinte in seiner Hand sah.
Er
schwenkte sie einmal von links nach rechts und ließ sie dann sinken.
Scheinbar hielt er sie für keine ernst zu nehmende Gefahr.
„Hi, ich bin
Noah.“ Der Fremde war hoch gewachsen aber recht dürr und trug
einen ungleichmäßigen Vollbart. Vom Typ her war er Italiener.
„Und wir sind sehr
froh, dass sie uns geholfen haben.“, entgegnete ihm Vivian bevor
sie an ihm vorbei hinaus in die Sonne trat. Robert schüttelte die
Hand des Fremden.
„Ich bin Robert.
Die Dame dort unten heißt Vivian. Und das hier sind Mike und Ben.“
„Das mit der Dame
hab ich gehört.“ schnaubte sie ein wenig
gekünzelt.
„Wo kommt ihr
her?“, der Fremde nahm sich einen
Schockoriegel von seinem Stapel und biss herzhaft hinein.
„Wir haben uns in
Exeter getroffen, im hiesigen Krankenhaus das überrannt wurde. Und
sie?“
„Ich komme aus
Denver und war gerade unterwegs nach Seattle als es geschah. Gestern
ist dann mein Auto verreckt und ich wollte mir hier ein Neues suchen.
Heute früh wollte ich eigentlich weiter, aber zu eurem Glück hab
ich verschlafen.“ Noah musste bei dem Gedanken grinsen, dass sein
ausgeprägter Sinn fürs Schlafen auch mal etwas gutes bewirkte.
„Sieht es in
Denver ähnlich aus wie hier?“, wollte Mike wissen, seine Tante
lebte in einem der Vororte. Bisher war er nicht dazu gekommen es den
anderen zu erzählen.
Noah überlegte, wie
viel er den Fremden erzählen konnte. Was würden seine Vorgesetzten
davon halten? Gab es überhaupt noch Vorgesetzte oder die Regierung
im Allgemeinen?
„Ach, scheiß
drauf.“ Alle blickten ihn verdutzt an,
während er vom LKW sprang und einmal kurz in die Sonne blickte.
„Wisst ihr was, ihr sollt die Wahrheit erfahren. Wer weiß, ob wir
alle den morgigen Tag erleben.“
Robert schaute ihn
irritiert an. „Welche Wahrheit?“
Noah griff in seine
Jackentasche und holte einen Ausweis hervor, Robert konnte den
vollständigen Namen nicht lesen, wohl aber die Organisation der er
angehörte – Heimatschutz.
„Sie sind
Bundesagent?“, Mike schaute ihn skeptisch an, auch er hatte den
Ausweis sofort erkannt.
„Bin. War. Wer
weiß das schon.“
„Ok, Herr
Bundesagent. Was können sie uns zu all dem hier sagen?“ Vivian
machte einen weit ausholende Geste, die das verbrannte Gebäude, die
Untoten und sie alle einschloss.
„Nehmt euch was zu
Essen, dass könnte jetzt länger dauern.“
Ein paar Minuten
später saßen sie alle im Halbkreis um Noah, der sich auf einen
Stein im Schatten des LKW niedergelassen hatte. Robert
biss in den ersten von einer handvoll Erdnussriegel, Vivian und Mike
fielen über Trockenfrüchte und Kekse her. Ben dagegen erfreute
sich, zur Verwunderung aller, an trockenem Knäckebrot.
„Ich
werde ein wenig weiter ausholen und es mag ein wenig sonderbar
klingen. Aber es fing vor ein paar Wochen an. Es gibt ja immer
wieder die Wissenschaftler die versuchen zu beweisen, dass es Gott
und damit auch Jesus nie gegeben hat. Nun,“ Er schaute
erwartungsvoll in die Runde, ob jemand darüber in den Nachrichten
gelesen hatte. Dem war nicht so. „die Kirche war bereit das Turiner
Grabtuch untersuchen zu lassen. Scheinbar gab es aber ein
Missgeschick und es wurde wirklich das echt Turiner Grabtuch
untersucht.“ Er lachte leicht manisch, doch
außer ihm verstand in dem Moment keiner die Ironie eines 'echten'
Tuches nach Jahrzehnten der Leugnung, dass es ein falsches gab.
„Jedenfalls fand man Überreste eines Virus, der schon 2000 Jahre
alt war und schickte ihn an führende Virologen in Frankreich, Japan
und den USA. Während die Japaner und Franzosen nicht so Recht etwas
damit anfangen konnten. Sie gaben zu das es beeindruckend war so
etwas zu finden, aber eine neue Erkenntnis gewannen sie daraus nicht.
Dem Team von Dr. Walter Krumble jedoch, von der Universität Denver
passierte beim forschen ein Unfall. Sein Assistent schnitt sich an
einem zerbrochenen Reagenzglas und die Probe wurde mit Blut
verunreinigt. Dr. Krumble war entsetzt und nur das eingreifen des
Assistenten verhinderte, dass er die Probe sofort vernichtete, bevor
er sie sich unter dem Mikroskop ansah. Wäre der Assistent doch nur
nicht so aufmerksam gewesen.“ Murmelte Noah in seinen Bart. Die
Gruppe nutzte den Moment der Pause um hastig etwas zu trinken.
„Unter dem
Mikroskop entdeckte Dr. Krumble, dass sich die Viren beim Kontakt mit
Blut wieder reaktivierten und ordnete sofort Versuche mit Ratten an
um festzustellen, was das Virus mit einem lebenden Organismus tat.
Alle 20 präparierten Ratten starben Minuten nach der Injektion
qualvoll. Das erstaunlichste passierte jedoch nach ein paar Minuten
danach.“ Gebannt hing die Gruppe an seinen Lippen, während er wild
gestikulierend zu verstehen gab, dass sich seine Geschichte dem
Höhepunkt näherte.
„Die Ratten standen wieder auf und waren aggressiv und blutdürstig.“
„Die Ratten standen wieder auf und waren aggressiv und blutdürstig.“
Vivian verfiel in
schallendes Gelächter.
„Haha, Angriff der
Monsterratten.“
„Ich mache keine
Witze.“, zischte Noah zwischen den gepressten Lippen hervor. Robert
funkelte Vivian an, die sich sofort fing. „Erzählen sie weiter,
bitte.“
„Man nahm eine der
Versuchsratten und steckte sie mit drei nicht-infizierten in einen
Käfig. Die infizierte ging sofort auf die anderen los und biss zwei
davon tot. Die dritte wurde zudem das Abendessen. Auch die zwei
übrigen standen nach dem Tod wieder auf. Das alles war schon sehr
beängstigend die Tatsache jedoch, dass die auferstandenen Ratten
keinen Herzschlag mehr hatten sorgte für eine leichte Panik unter
den Wissenschaftlern. Die Ratten waren weder lebendig noch tot. Also
Untot.“ Noah schaute in die Ferne und nur er wusste, wonach er
Ausschau hielt. Robert musste innerlich, trotz
des heiklen Themas ein wenig schmunzeln, da er schon vorher auf
denselben Namen gekommen war, behielt es jedoch für sich.
„Dr. Krumble
wusste sofort, dass er einen wahnsinnigen Durchbruch in der Virologie
geschaffen hatte, war sich jedoch der Bedrohung nicht im geringsten
bewusst und so stellte er die Versuchsergebnisse sofort seinem
Vorgesetzten zur Verfügung, welcher leider dafür bekannt ist aus
alles und jedem eine potentielle Biowaffe zu erschaffen. Es vergingen
keine zwei Tage, da war das gesamte Team um Dr. Krumble gespickt mit
Militärs, die in dem neuen Virus eine endgültige Waffe gegen Al
Qaida sahen. Eigentlich war es dann eine kluge Idee sich vorher an
einen Impfstoff zu machen, was jedoch völlig misslang. Die
Verbreitung eines so wichtigen Impfstoffes in der Bevölkerung konnte
nicht dem Zufall oder der Entscheidung des einzelnen überlassen
werden dachte man, also entschied man
sich für eine völlig neue Methode – die Verabreichung im
Trinkwasser. Klar, es gibt schon seit Urzeiten die
Verschwörungstheoretiker, die behaupten wir nehmen täglich alles
mögliche mit dem Wasser auf, doch es war das
erste Mal das man es großflächig teste.“
„Moment, Moment.“
Unterbrach ihn Robert. „Soll das heißen die finden einen 2000
Jahre alten Virus, der Lebewesen zu Untoten macht und kommen auf die
bescheuerte Idee den Impfstoff einfach ins Trinkwasser zu mischen
ohne ihn vorher ausgiebig zu testen?“ Er
schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Er wurde getestet
– an Ratten. Und auch an ein paar freiwilligen Militärs. Aber man
wollte es schnell hinter sich bringen, bevor er in falsche Hände
gerät. Die Tests verliefen ausgezeichnet und es schien ein voller
Erfolg zu werden, bis sich am achten Tag einer der Soldaten beim
rasieren schnitt. Man hatte in dem ganzen Wirrwarr vergessen, wir
reden hier von der Entdeckung bis zum Impfstoff von weniger als 3
Wochen, dass wir Wasser nicht nur zum trinken verwenden. Der
Impfstoff zeigte in Verbindung mit Blut dieselben Reaktionen, wie der
Virus selbst und der eine Soldat löschte an dem Tag 350 Mann
Besatzung des Militärstützpunktes aus.“
„Ihr habt es dann
nicht sofort abgeblasen?“ Mike war zornig wegen solch einer
Idiotie.
„Es war zu spät,
der Impfstoff befand sich zu dem Zeitpunkt seit dem Morgen in Umlauf
und das Unglück nahm seinen Lauf.“
Fassungslos saß die
Gruppe dar. Zu schwer war zu begreifen, was sie da gehört hatten.
„Warum wurde
niemand gewarnt?“ Robert war mehr als wütend.
„Es ging zu
schnell, viel zu schnell. Selbst hochrangige Politiker hatten keine
Chance. Von deren Familien ganz zu schweigen.“
Robert stand auf und
trat gegen einen Reifen. „Das ist doch totaler Wahnsinn.“
„Warum sind sie
auf dem Weg nach Seattle?“, wollte Vivian wissen. Sie
war erstaunlich ruhig geblieben, während der Erzählung.
„Ah, eine
ausgezeichnete Frage.“ Noah wischte sich Tropfen aus seinem Bart.
„Ich hatte den
Auftrag Patient X in Denver aufnehmen und nach Seattle bringen. Von
dort bricht in..“, er schaute auf seine Armbanduhr. „41 Tagen ein
Flugzeugträger mit den letzten Überlebenden nach Japan auf. Wir
haben zwar jeglichen Kontakt verloren, aber immer noch die Hoffnung
das dieses zähe kleine Völkchen eine Methode gefunden hat sich
gegen dieses Schlamassel abzukapseln. Und wir dachten mit Patient X
könnten sie vielleicht auch nach einem Heilmittel forschen.“
„Seattle also.“
Damit stand ihr Plan fest. Sie mussten dieses Schiff erreichen. Alle
wussten das, er konnte es in ihren Augen ablesen.
„Wo ist Patient
X?“
„Tja, Mike. Ich
würde sagen er wartet immer noch angekettet in meinem Kofferraum.“
Robert nickte rüber
zu den Kanistern im LKW. „Sie wollen wieder zurück und ihn holen?“
„Nein, ich glaube
nicht, dass die eine Verwendung für ihn haben. Ohne Loch im Kopf
vielleicht, aber so keinesfalls.“ Niemand traute sich nachzufragen
wie es dazu gekommen war.
„Sollen wir sie
ein Stück mitnehmen?“ Es war von Vivian mehr als eine Art
Höflichkeit zu verstehen.
„Vielen Dank, aber
nein. Ich schnappe mir ein Auto und probiere den Weg nach San
Fransisco. Meine Schwester und ihre beiden Mädchen könnten
vielleicht noch irgendwo sein.“
Er schaute traurig
in die Ferne. Robert war sich sicher, dass Noah wusste wie
verschwindet klein die Hoffnung war doch es war das einzige was den
Agenten noch am Leben hielt.
„Dann wünschen
wir ihnen bei der Suche viel Glück. Vielleicht treffen wir uns ja in
Seattle wieder.“
Eine Stunde später
hatte Noah alles gepackt was er brauchte. Er überließ den Vieren
die Hälfte des Sprits und der Lebensmittel. „Robert?“
„Ja?“
Noah streckte ihm
seine Karte hin auf deren Rückseite er das Wort -Luke- und die
Zahlenkombination 4223 geschrieben hatte.
„Luke?“
„Der Name der
Operation zur Erhaltung der Weltbevölkerung.“
„Ist das eine
Anspielung auf 'Star Wars- Eine neue Hoffnung'?“ Robert
blinzelte gegen die Sonne.
„Hey, ich hab für
den Vergleich drei Tage gebraucht. Nicht schlecht. Die Zahlen in
Verbindung mit meinem Namen sollten ihnen ein Ticket an Bord
sichern.“
„Danke, Noah.“
Sie beiden Männer
gaben sich die Hand und Noah übergab dabei Robert eine kleine
Pistole.
„Brauchen sie die nicht selbst?“
„Brauchen sie die nicht selbst?“
Noah tippte auf
seine Schrottflinte. „Mehr als eine gleichzeitig kann ich eh nicht
halten. Noah winkte noch einmal in die Runde, dann ging er ruhigen
Schrittes zu einem der Autos.
"Wo ist Noah?",
wollte Ben wissen.
"Noah ist
abgereist. Er will seine Familie suchen." Vivian
strich ihm übers Haar."Treffen wir ihn wieder?"
"Ich weiß es nicht, Ben. Ich hoffe es. Er scheint ein netter Typ zu sein, auch wenn er für die falschen Leute gearbeitet hat.“ Sie drehte sich um und sah zu Robert,
der prüfte die Waffe die ihm Noah gegeben hatte. Es war ein einfaches Modell ohne Schnick-Schnack und das war genau das richtige. Nun hatten sie zumindest auf mittlere Distanz eine Chance und müssten nicht in den Nahkampf.
Mike schnappte sich
den Kanister und eine Tasche mit Lebensmitteln und die Gruppe ging
zurück zu ihrem Auto. Robert dankte dem italienischem Autobauer
dafür, dass ihr Gefährt so spritsparend war. Die erste Schicht
übernahm diesmal Vivian, die es gar nicht erwarten konnte dort
abzureisen.
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